Meta kündigt an, ab dem 10. Oktober 2025 sämtliche politischen, gesellschaftspolitischen und sozialen Anzeigen auf seinen Plattformen in Europa zu verbieten – das Ergebnis verschärfter Regeln durch die neue EU-Verordnung zur Transparenz und Zielgruppensteuerung politischer Werbung (TTPA). Diese Regeln verpflichten digitale Plattformen dazu, offen zu legen, wie Anzeigen ausgerichtet wurden und wer sie finanziert.
Was bedeutet das neue TTPA-Gesetz wirklich?
Die zentrale Vorgabe: Politische Werbung darf nur noch geschaltet werden, wenn die betroffenen Nutzer:innen ausdrücklich separat und klar zugestimmt haben, dass ihre Daten genau für diesen Zweck verwendet werden. Meta hält diese Bestimmung für praktisch nicht umsetzbar – zumindest nicht auf dieser Plattform.
Seit 2018 bietet Meta bereits mehr Transparenz rund um politische Anzeigen als jede andere Plattform. Die TTPA aber verlangt zusätzliche Kontrollen und Meldungen, die laut Meta zu komplex und rechtlich riskant sind – insbesondere für Werbetreibende in der EU.
Warum Meta jetzt einen Schlussstrich zieht
Meta befürchtet, dass die neuen Anforderungen es praktisch unmöglich machen, relevante Zielgruppen zu erreichen. Die Plattform warnt davor, dass Werbetreibende deutlich weniger effektive Kampagnen fahren müssten und Nutzer somit weniger passende Inhalte sehen würden. Gleichzeitig sieht Meta das auch als Angriff auf personalisierte Werbung – und bezeichnet das Vorgehen der EU als weitere Belastung für US‑Plattformen.
Insbesondere kritisiert Meta, dass die TTPA tiefer eingreife als alle bisherigen Regeln – und dies verbinde sich mit großer Unsicherheit über zukünftige Anforderungen. Solch eine Dynamik erschwere Investitionen und langfristige Werbestrategien in Europa erheblich.
Folgen für Werbetreibende und Unternehmen
Politische Anzeigen machen laut Meta ohnehin nur einen kleinen Teil des Gesamtumsatzes aus. Dennoch markiert der Schritt ein bedeutendes Signal: Unternehmen, NGOs und Werbetreibende müssen ihre EU-Strategien überdenken. Während politische Reichweite sinkt, steigt der Aufwand für Compliance und transparente Datennutzung.
Meta selbst zahlt nach eigenen Angaben jährlich über eine Milliarde Dollar an Strafen und Anpassungskosten, um sich an die sich ständig wandelnde EU-Regulierung anzupassen.
Fazit: EU‑Regulierung vs. Plattformfunktionen?
Meta argumentiert, dass politische Werbung wichtige Rollen im demokratischen Diskurs spielt: Sie informiert, verbindet Menschen mit Kandidaten und ermöglicht kosteneffizientes Reach für Werbetreibende. Die erhöhte Transparenz etwa zur Finanzierung von Anzeigen findet Meta grundsätzlich sinnvoll, jedoch müsse sie praktikabel bleiben – die neuen Vorgaben sieht das Unternehmen als überzogen.
Andererseits stellt sich die Frage: Überschreitet die EU mit ihrer Regulierung eine Grenze, um Europas digitale Souveränität zu stärken – oder handelt es sich schlicht um eine Überforderung von Plattformen und Werbenden? Die kommenden Monate werden zeigen, ob Meta und politische Entscheidungsträger in den USA – inklusive einer möglichen Rolle von Donald Trump – politischen Druck aufbauen.