Du wunderst dich vielleicht, warum TikTok eine neue, abgespeckte Version seiner App in Europa auf den Markt bringt. Offiziell soll „TikTok Pro“ das positive und unterhaltsame Erlebnis der Plattform in den Vordergrund rücken, ohne Livestreams, Shopping-Funktionen oder Werbung.
Aber steckt wirklich nur ein wohltätiger Gedanke dahinter, oder versucht TikTok damit, den regulatorischen Druck zu umgehen?
Was ist TikTok Pro und das „Sunshine“-Programm?
Die neue App, die bereits in Deutschland, Portugal und Spanien zum Download bereitsteht, ist inhaltlich identisch mit der Haupt-App. Du siehst also die gleichen Videos, aber die Erfahrung ist grundlegend anders: Es gibt keine Werbung und keine Kaufanreize.
Der Hauptunterschied liegt im integrierten „Sunshine“-Programm. Dieses Programm soll es dir ermöglichen, gemeinnützige Organisationen und NGOs zu unterstützen. Du sammelst virtuelles „Sunshine“, indem du Videos von Wohltätigkeitsorganisationen likest oder teilst, ihren Konten folgst oder nach Spendenaktionen suchst. Dieses gesammelte virtuelle Sunshine kannst du dann einer teilnehmenden Organisation zuweisen. TikTok spendet dann in deinem Namen echtes Geld.
Das Ziel dahinter, so TikTok, ist es, Menschen, die die Haupt-App noch nicht nutzen, einen einfachen Einstieg in die Plattform zu ermöglichen. Das Fehlen von Ablenkungen durch Shopping und Werbung soll die Nutzung vereinfachen.
Ein strategischer Schachzug gegen die EU?
Die Veröffentlichung von TikTok Pro kommt zu einer Zeit, in der TikTok in Europa unter starker Beobachtung steht. Immer wieder gibt es Bedenken von Politikern und Regulierungsbehörden. Es geht um den Einfluss auf junge Nutzer, potenziell schädliche Trends wie der #SkinnyTok-Hashtag, der Essstörungen fördern könnte, oder die Frage, ob TikTok als Werkzeug für politische Einflussnahme genutzt wird.
Die EU-Kommission prüft beispielsweise, ob der Algorithmus von TikTok gegen den Digital Services Act (DSA) verstößt. Dieses Gesetz soll sicherstellen, dass große Online-Plattformen ihre Verantwortung für die Sicherheit der Nutzer ernst nehmen.
Obwohl TikTok beteuert, dass TikTok Pro nicht dazu gedacht ist, ein positiveres Nutzererlebnis zu schaffen, ist das Fehlen von Werbung, Shopping und Livestreams ein starkes Signal. Es scheint, als würde TikTok versuchen, den Bedenken der Regulierungsbehörden entgegenzukommen, indem es eine Version der App anbietet, die weniger auf Umsatz und mehr auf Inhalt und soziale Verantwortung setzt. Das könnte eine kluge Strategie sein, um die Debatte zu entschärfen.